BOMBERJACKEN FÜR OBDACHLOSE
Torsten Wahl
Sind die Verkäufer des Obdachlosen-Magazins Straßenfeger neuerdings Fans des Elektropop-Duos Jeans Team? Denn einige Berliner Obdachlose tragen seit Kurzem glänzende Bomberjacken mit dem Aufdruck "Donated by Jeans Team". Die Idee von Franz Schütte und Reimo Herfurt, Bedürftigen tausend Bomberjacken zu spendieren, hat für einige Irritationen gesorgt. Denn diese einstigen Pilotenjacken gelten bei vielen als Kleidung von Rechtsradikalen, wie etwa Springerstiefel. Schütte findet es sehr schade, dass dieses praktische Kleidungsstück so unter "Extremismus-Verdacht" steht, wie er es nennt. "Wir tragen die Bomberjacken zu fast jeder Gelegenheit, sie sind fast eine Art zweite Haut für uns geworden." Die Musiker widmeten ihren Lieblingsjacken sogar den Titel "Bomberjäckchen" und beschäftigten sich mit dem Image der Jacken. "In Berlin ist das inzwischen vor allem eine Arbeitsjacke", hat Franz Schütte beobachtet.
Als die beiden auf eine Restposten-Auflösung stießen, bei der hundert Bomberjacken verramscht wurden, griffen sie zu, um sie jenen zukommen zu lassen, die fast den ganzen Tag in der Kälte sind - den Obdachlosen. Im Café Bankrott in der Prenzlauer Allee, wo auch der Straßenfeger entsteht, wurden die Jacken verteilt und stießen auf dankbare Abnehmer.
Um dem Ziel von tausend Jacken näherzukommen, setzt das Jeans Team nicht nur Gagen aus Werbeauftritten ein, sondern sucht auch Hersteller, die ihnen die Teile zu günstigen Konditionen überlassen. Vor allem aber werden seit dieser Woche die Fans angesprochen und um Spenden gebeten. Die Reaktionen in Internetforen sind bislang gespalten: Manche sind begeistert, andere unterstellen den Musikern, sie wollten nur Promotion in eigener Sache machen. Franz Schütte aber lässt sich nicht beirren, er hofft, dass er so viele Gleichgesinnte findet, dass er mit seinem Partner Reimo in den nächsten kalten Wochen noch viele hundert Bomberjacken verteilen kann.
Berliner Zeitung, 04.01.2010
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JEANS TEAM SPENDEN BOMBERJÄCKCHEN
Januar 4th, 2010 von Oliver Shunt
Jeans Team, schon länger bekannt für ihre gesellschaftskritischen Einstellungen (Das Zelt) hat die Nächstenliebe entdeckt und verschenkt neuerdings Bomberjacken an Obdachlose und sonstige Bedürtige, die sich “in Suppenküchen, Unterkünften oder Straßenzeitungsbüros treffen”. Dazu kaufen sie einigermaßen preiswerte Jacken aus typischer Fliegerseide, besprühen diese auf der Rückseite mit einem “Donated by Jeans Team” Logo, und liefern diese an den benannten Stellen ab.
Eine erste Aktion (besprühen der Jacken) sowie Ausgabe beim Straßenfeger Berlin wurde auf einem extra eingerichteten Blog dokumentiert.
Geboren wurde diese Aktion aus einem spontanem Schnellschuss, der durch eine ..... Werbeaktion losgetreten wurde. Der Telekommunikant drehte u.a. mit Jeans Team Clips, in dem man sich etwas wünschen sollte, woraufhin man auf die „wenn ....... schon bezahlt, sollen die mal ein paar Bomberjacken raushauen” Idee kam.
Mittlerweile hat die Aktion kontroverse Reaktionen losgetreten. Von einigen als „Scheiß PR” abgetan sieht das Jeans Team über die Charity Funktion hinaus noch ein ganz andere Komponente: „Wir finden es interessant was die Bomberjacke für einen Status hat,” so Franz Schütte. „Wir sehen sie erst mal nicht als linkes oder rechtes Statussymbol, sondern in erster Linie als stinknormale Arbeiterjacke, so wie ein Dachdecker sie tragen würde. Irgendwann hatten wir ein paar für uns selbst gekauft und fanden es saulustig, eher als Witz heraus”, sagt Schütte, der die Pilotenjacke als praktischen Gebrauchsgegenstand wiederentdeckt hat: Sie sei sehr erträglich und praktisch. Sie ist wie eine zweite Haut und lässt dich gut aussehen. Sie enttäuscht dich einfach nicht, schreiben Jeans Team dazu auf ihrer Website.
Und: Wir dachten dass diese sehr warmen Militärjacken das perfekte Kleidungsstück für Leute sind, die die meiste Zeit draußen oder unter extremen Bedinungen verbringen. Also hatten wir die Idee diese Leute zu geben die einfache aber warme Kleidung benötigen: Obdachlose.
Dass sich Jeans Team schon etwas länger mit dem Thema der Bomberjacke befasst, zeigt dass sie an einem Song namens Bomberjäckchen arbeiten, mit Betonung auf Jäckchen – nicht Jacke! „Durch diese Verniedlichung auf Jäckchen und der Spendenaktion nun veränderte sich auch die Bedeutung der Bomberjacke, das fanden wir eben spannend.” Der Song soll aber erst im Frühjahr erscheinen, und hatte mit der Spendenaktion ursprünglich nichts zu tun.
Damit sich die Aktion rechnet, bzw. bis zu 1000 Jacken bei ihren kommenden Deutschlanddates (16.1.2010 Magdeburg; 30.4.2010 Darmstadt; 1.5.2010 Konstanz – und Folgetermine) verteilt werden können, rufen Franz Schütte and Reimo Herfort zu Spenden auf ein extra eingerichtetes “1000 Bomberjäckchen” Konto auf.
www.dorfdisco.de
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JEANS TEAM: 1000 BOMBERJÄCKCHEN
29. Dez 2009 | von Chrissie
Dass Jeans Team derzeit fleißig an neuer Musik basteln, sollte sich bereits herumgesprochen haben. Umso bewundernswerter ist es, dass sie sogar noch Zeit für ein weiteres Projekt gefunden haben: ‘1000 Bomberjäckchen’ ist der Name und es geht darum, Obdachlosen warme Bomberjacken für die kalte Jahreszeit zu schenken. Franz Schütte und Reimo Herfort wollen das Projekt weltweit durchführen, wenn sie auf Tour unterwegs sind. Dazu brauchen sie natürlich finanzielle Unterstützung und in diesem Punkt kann jeder seinen Beitrag leisten!
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JEANS TEAM | 1000 BOMBERJAECKCHENNEWS VOM 30.12.2009
die berliner elektropopper von jeans team haben sich - durch die arbeit an ihrem song "bomberjacke" - zu einem charity projekt namens 1000 bomberjaeckchen inspirieren lassen. ziel ist es, 1000 mit stencil gebrandete bomberjacken an obdachlose mitmenschen zu verteilen. im pilotprojekt gingen die ersten 100 jacken nach berlin.
um die aktion zu verwirklichen, sind jeans team auch auf unterstützung angewiesen und haben dazu ein spendenkonto eingerichtet.
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JEANS TEAM SAMMELT FÜR OBDACHLOSE
Politik
»1000 Bomberjäckchen« gegen die Kälte
Text: Walter W. Wacht
Zwei Themen beherrschten die Medien in den vergangenen Tagen intensiv: Die dramatische Berichterstattung zu dem noch dramatischeren Tiefdruckgebiet »Daisy«, sowie die Meldungen zu zahlreichen erfrorenen Obdachlosen in Deutschland. Beide Ereignisse gipfelten gestern in einem fies-menschelnden Beitrag des RTL-Magazins »Extra«, in welchem drei Jugendliche Obdachlose in Köln mit der Kamera begleitet wurden. Tenor des Beitrags: Sie haben’s nicht leicht in ihrem selbstgewählten gesellschaftlichen Exil im Brückentunnel, sie möchten sich dabei aber auch nicht helfen lassen – wir haben es versucht. Konkret hilfreicher und gleichzeitig zwiespältiger ist die Aktion, die – um nun den Bogen zu spannen – die Gruppe Jeans Team vor einigen Tagen initiiert hat: Eintausend Bomberjacken wollen gespendet, eingesammelt und kostenlos an Obdachlose verteilt werden – inklusive Band-Branding auf den Winterjacken.
»Anfang Dezember 2009 hatten wir kurzfristig die Möglichkeit, diese Aktion durch einen Werbedeal zu starten«, erläuterte uns Jeans-Team-Mitgründer Franz Schütte die »1000 Bomberjäckchen« betitelte Kampagne. »Da ging es um kleine Videoclips im Internet, in denen sich Künstler bzw. Musiker etwas wünschen konnten – diese wurden dann erfüllt und gefilmt. Wir hatten ca. zwei Stunden Zeit, uns etwas zu überlegen – und da haben wir uns eben keine Fußmassage oder sowas gewünscht, sondern Bomberjacken, die wir an Obdachlose verteilen können.«
Über eine eigene Homepage werden nun besonders Textil- aber auch Geldspenden zur weiteren Durchführung der Verteilaktion gesammelt, die Jacken werden im Rahmen dessen mit dem Logo des Jeans Teams bzw. dem Stencil »Donated by Jeans Team« versehen. Dass Obdachlose so unfreiwillig bzw. zwangsläufig zur Werbefläche einer Band werden, muss vor einer Spende kritisch betrachtet werden. Andererseits helfe das Branding auch der Außenwirkung der Aktion, so Schütte: »Der Name ›Jeans Team‹ ist die bekannteste Marke, auf die wir zurückgreifen können. Da dies teilweise eine Spendenaktion ist, müssen wir auch auf die Werbewirksamkeit achten. Es gibt eben mehr Leute, die beim Namen ›Jeans Team‹ aufhorchen als bei einem neuen und bisher unbekannten Namen. Ich glaube, dass sich dieser Schritt schon jetzt geloht hat. Würde sonst die Spex darüber berichten? Vielleicht ja. Aber vielleicht eben auch nicht.«
Die Jacken sollen zudem nicht als modisches Statement nach klassischen Merchandise-Regeln begriffen werden: »Wir finden die Jacken klasse. Sie sind warm, extrem haltbar und relativ billig. Sie verkörpern für uns so etwas wie das Gegenteil von Mode. Wir verteilen die Jacken dort, wo möglichst viele Obdachlose vorbeikommen: Da wären beispielsweise Suppenküchen, Ausgabestellen von Straßenzeitungen, Notunterkünfte. Bei der Verteilung zählen wir auch auf die Organisatoren vor Ort. Die Bedürftigsten sollen möglichst bevorzugt werden, aber dafür muss man die Leute kennen.«
Wen die »1000 Bomberjäckchen« bisher überzeugen konnten, der darf nun einen weiteren Schritt machen: »Wir nehmen gerne Bomberjacken an und verteilen sie weiter. Spendet! Schreibt was! Stellt Kontakte her!« Alle weiteren Informationen zu Kontaktaufnahme, Bankverbindung und dem Verlauf der Aktion finden sich auf www.Bomberjaeckchen.org. Und wem dieser ebenfalls schlimm menschelnde Beitrag der Spex zum Thema oder das Engagement von Jeans Team nun zuviel des Guten waren, der darf gerne den eigenen Kleiderschrank nach Straßen- bzw. Wintertauglichem Equipment absuchen und dieses zu den Sammelstellen der Hilfsorganisationen bringen, oder aber beim nächsten Spaziergang ein, zwei Euro in einen Pappbecher stecken. Es bleibt kalt in Deutschland.
Spex.de 12.01.10